Nach einer Nierentransplantation müssen Medikamente eingenommen werden, die das Immunsystem gezielt unterdrücken. Diese sogenannten Immunsuppressiva verhindern, dass die neue Niere vom Körper abgestoßen wird. Gleichzeitig machen sie Sie aber auch anfälliger für Infektionen – zum Beispiel für Lungenentzündungen, Grippe oder COVID-19.
Ein zuverlässiger Impfschutz hilft, solche Infektionen von vornherein zu vermeiden oder sie abzuschwächen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass alle empfohlenen Impfungen bereits vor der Transplantation abgeschlossen sind – denn nach dem Eingriff kann die Wirkung des Impfstoffes abgeschwächt sein.
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht der Impfungen, die vor einer Nierentransplantation empfohlen werden. Diese Empfehlungen orientieren sich an den Vorgaben der Ständigen Impfkommission (STIKO) und sollen Ihnen und Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten als Orientierung dienen.
Auch der Bundesverband Niere hat für Sie Hintergrundinformationen zum Impfschutz bei chronischer Nierenerkrankung zusammengestellt.
AI = Auffrischimpfung
FI = Fachinformation
GI = Grundimmunisierung
| Impfung | Empfehlung vor Nierentransplantation | Serologische Prüfung | ||
|---|---|---|---|---|
| Tetanus, Diphterie, Pertussis | Abschlussimpfungen einer GI oder (über-)fällige AI | |||
| Poliomyelitis | Abschlussimpfungen einer GI oder (über-)fällige AI | |||
| Masern, Mumps, Röteln (Lebendimpfung *1) | Abschlussimpfungen einer GI oder (über-)fällige AI | |||
| Spätestens 4 Wochen vor Transplantation | ||||
| Hepatitis A, Hepatitis B | Abschlussimpfungen einer GI oder (über-)fällige AI | Anti-Hbs: 4-8 Wochen nach letzter Impfdosis | ||
| Non-Responder: weitere Impfdosen/Wechsel Impfstoff | ||||
| Pneumokokken | 1) PCV13 (altersentsprechende Anzahl) | |||
| 2) PPSV23 frühestens 2 Monate nach PCV13 | ||||
| Meningokokken | Meningokokken A,C,W,Y: gemäß FI | |||
| Meningokokken B: gemäß FI | ||||
| Haemophilus influenzae | GI für Kinder < 5 Jahre | |||
| FSME | Abschlussimpfungen einer GI oder (über-)fällige AI *2) | |||
| Herpes Zoster | Bei VZV-Seropositivität: | |||
| Ab 18 Jahre 2 Impfstoffdosen im Abstand von 2–6 Monatent. *3) | ||||
| Varizellen (Lebendimpfung *1) | Bei VZV-Negativität: Impfung mit 2 Impfstoffdosen im Abstand von 4 Wochen | Anti-VZV: 4–8 Wochen nach 2. Impfstoffdosis, ggf. 3. Impfdosis | ||
| Spätestens 4 Wochen vor Transplantation | ||||
| HPV | Abhängig vom Sexualverhalten (altersunabhängig) *4) | |||
| Influenza | Jährlich | |||
| RSV | Alter > 60 Jahre | |||
| COVID-19 | Jährlich | |||
| Gelbfieber *5) (Lebendimpfung *1) | Bei möglicher Exposition bzw. Reise in ein Land mit Impfzwang nach Transplantation | |||
| Spätestens 4 Wochen vor Transplantation |
Fußnoten
1) Impfung bis spätestens 4 Wochen vor Organtransplantation. Kontraindikation von Lebendimpfung nach Organtransplantation.
2) Bei erwarteter Exposition nach Transplantation. Nach Transplantation möglicherweise schlechteres Impfansprechen.
3) Erstattung < 50 Jahre nicht von allen Krankenkassen.
4) Erhöhtes Risiko für HPV-bedingte Kondylome und anogenitale Tumore nach Organtransplantation. Erstattung nicht von allen Krankenkassen.
5) Impfung nur durch spezielle Gelbfieberimpfstellen.
Quellen:
- H-J. Laws et al.. Impfen bei Immundefizienz. Bundesgesundheitsblatt 2020, 63:588–644.
- RKI. Epidemiologisches Bulletin 04/2025. Abgerufen am 04.08.2025.
- M. Zieschand und V. Kliem. Impfungen vor und nach Organtransplantation. Arzneiverordnung in der Praxis. Ausgabe 4/2024